Sibylle Hoessler im Gespräch mit Matthias von Hoff
Sehr geehrte Frau Hoessler, sie stellten im Prima Center Berlin eine Serie von 20 sehr interessanten Selbstportraits aus. Wie paßt sich diese Idee in den Kontext Ihrer bisherigen Arbeiten ein?In meinen Arbeiten beschäftige ich mich mit Codes, Symbolen und KonTexten im öffentlichen und privaten Raum. Wie ein Pfadfinder sammle ich die Botschaften und verarbeite diese Fundstücke anschließend zu einem Projekt. Selbstportrait und Werbeslogan, beide Mittel habe ich getrennt voneinander schon bei früheren Arbeiten eingesetzt. In Kaufrausch kommen sie nicht nur zusammen, sie verstärken sich, weil die feilgebotene Ware der Künstler selbst ist.
Gab es Überlegungen von Ihnen die Bilder bei den entsprechenden Firmen zu präsentieren?
Ja.
Es erscheint anstrengend permanent mit einer Plastiktüte über den Kopf gestülpt, eine so komplexe Serie herzustellen. Können Sie uns ein wenig über den Entstehungsprozeß berichten?
Die Herstellung dieser Arbeiten war in der Tat kompliziert. Alle Aufnahmen sind mit Selbstauslöser entstanden. Jedes Bild bedeutete aufstehen, auslösen, Körperhaltung einrichten und Tüte positionieren. Insofern betrachten Sie tatsächlich eine Momentaufnahme. Ein Draht- oder Infrarotauslöser kamen aus Gründen von Konzentration nicht in Frage. In der Summe habe ich pro Motiv um die 100 Aufnahmen gemacht, um zum vorliegenden Ergebnis zu kommen.
Woran haben Sie für sich festgestellt, daß die Fotoserie ihren Abschluß gefunden hat. Gab es ein vorher festgelegtes Limit?
Ich arbeite fast immer seriell und habe deshalb im Ausstellungskontext Erfahrung, welche Menge an Arbeiten den Dialog zwischen Betrachter und Kunstwerk positiv beeinflussen. In diesem speziellen Fall hat mich der Name der Galerie Prima Center Berlin, der auch für ein Einkaufszentrum stehen könnte, hinsichtlich Auswahl und Menge der Arbeiten beeinflusst. Ausstellung = Einkaufszentrum. Jedes Bild ist ein Geschäft - ist ein Produkt - ist ein Geschäft - ist ein Produkt usw. Am Rande eine kleine Anekdote. Bei der letzten Tüte, mit der ich mich photographiert habe, bekam ich plötzlich einen Ausschlag, der mit einer Art Atemnot gekoppelt war. Da wusste ich, jetzt bin ich fertig und das Projekt zu Ende.
Benötigten sie zwischendurch eine längere Pause, um im wahrsten Sinne des Wortes Luft zu holen, oder arbeiten sie in der Regel zügig fortlaufend an Ihren Projekten ?
Das hängt von Art und Umfang der Arbeit ab. Bei Luggage,www.luggage-update1.de, an dem ich mit Assisten drei Jahre gearbeitet habe und mit dem ich anschließend ein halbes Jahr von einem Filmteam begleitet, durch Europa getourt bin, habe ich erst mal eine sechs monatige Pause gebraucht. Bei kleineren Projekten, wie Kaufrausch, ist das nächste schon in Planung.
Was schätzen Sie, wie viel Zeit haben sie mit dem gesamten Projekt verbracht ?
Das kann ich Ihnen sagen, ziemlich genau sechs Wochen.
Gibt es einen neuen Ort, an dem Sie Ihre Fotos als nächstes ausstellen werden?
Da die Arbeiten frisch aus der Kamera in die Galerie gewandert sind, hatte ich noch keine Zeit mich darum zu kümmern. Die nächste große Ausstellung mache ich mit meinen Projekten Luggage und european Luggage im Sommer diesen Jahres im Museum für Kommunikation in Berlin.
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